Kuala Lumpur, was soll ich nur von Dir halten?
Heute hat mich ein Facebook-Post von meinem Bloggerkollegen Stefan von Faszination Südostasien dazu bewegt, etwas intensiver über Kuala Lumpur nachzudenken. Stefan hatte auf seiner Facebook-Seite eigentlich nur gefragt, ob wir der Meinung sind, dass Kuala Lumpur eine Reise wert ist. Eine gute Frage, wie ich finde. Eine Antwort zu finden, fällt mir nicht wirklich leicht. Ist Kuala Lumpur denn eine Reise wert? Ich bin zwiegespalten.
Im Juni reisten wir zum ersten Mal nach Südostasien. Nach Singapur und Bali war unsere letzte Station Malaysia. Und ja, die Messlatte war nach Singapur und Bali für uns extrem hoch. Beide Destinationen hatten wir ganz schnell sehr fest in unsere Herzen geschlossen, und wir waren überwältigt von der Freundlichkeit, die uns als Reisenden von überall entgegengebracht wurde.
Wir haben während unserer Zeit in Malaysia nicht direkt in Kuala Lumpur übernachtet, sondern in Sepang, das 70 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Das lag in erster Linie daran, dass ich schon länger davon geträumt hatte, in einem Overwaterbungalow zu übernachten. Dieser Wunsch wurde mir im AVANI Sepang Goldcoast Resort erfüllt. Nach Kuala Lumpur sind wir dann von unserem Hotel aus gefahren und abends wieder zu diesem zurückgekehrt. Im Nachhinein haben wir diese Entscheidung kein bisschen bereut.
Kuala Lumpur gehört für mich zu den Städten, die mich irgendwie ein bisschen überfordern. Ich kann dieses Gefühl nicht wirklich erklären, aber so hat es sich für mich angefühlt, in Kuala Lumpur zu sein. Ein Erklärungsversuch: Es war in der Stadt wahnsinnig heiß. 40 Grad und die sehr hohe Luftfeuchtigkeit strengen an. Andererseits waren die klimatischen Bedingungen in Singapur die gleichen – und dort hatte es mir null ausgemacht. Kuala Lumpur kam mir außerdem so wahnsinnig unübersichtlich vor. In keiner Stadt bisher haben wir uns so schwer zurecht gefunden. Die Straßen stellten für mich einfach ein wahlloses Durcheinander dar. Auch der Schmutz in manchen Vierteln gefiel mir nicht. Klar, wem gefällt schon Schmutz? Natürlich hatte ich keine so perfekt saubere Stadt wie Singapur erwartet, und Schmutz waren wir ja auch von manchen Ecken Balis gewohnt – aber irgendwie wurde der Eindruck von Stadtteilen wie Chinatown oder Little India durch das schmuddelige Aussehen doch sehr getrübt. Wenn ich an Kuala Lumpur denke, insbesondere daran, wie ich mich dort gefühlt habe, kommt mir unwillkürlich ein Wort in den Sinn: klebrig.
Auf der anderen Seite sind da die atemberaubenden Petronas Towers. Hier hätte ich mich stundenlang aufhalten und nur die beiden Zwillingstürme anstarren können. Auch der Blick vom KL Tower auf die Stadt war schlichtweg faszinierend. Und es ist einfach unglaublich fortschrittlich und vorbildlich, dass es komplett kostenlose Stadtbusse gibt, die einen überallhin bringen und noch dazu klimatisiert sind. Trotzdem, so hundertprozentig warm geworden bin ich nicht mit Kuala Lumpur (und das trotz 40 Grad). Ich glaube, ich kenne den Hauptgrund dafür: In Kuala Lumpur – oder besser gesagt allgemein in Malaysia – haben wir uns als Reisende nicht so willkommen gefühlt wie im restlichen Südostasien.
Während uns in Singapur und auf Bali jeder einzelne Einheimische mit solcher Herzlichkeit begegnet ist, wie wir sie sonst nur aus dem Westen der USA kennen, kamen wir uns in Malaysia manchmal eher wie Eindringlinge vor. Besonders intensiv haben wir das in Kuala Lumpur gespürt, vor allem in den Straßen und Stadtteilen, die abseits der typischen Touristen-Hotspots – also abseits der Twin Towers und Shopping Malls – lagen. Versteht mich nicht falsch, niemand hat uns unfreundlich behandelt. Aber niemand – und da schließe ich die Flughafenangestellten und sehr höflichen Hotelmitarbeiter ein – war so herzerfrischend freundlich, wie wir es in den Tagen und Wochen zuvor in Singapur und auf Bali erlebt hatten (abgesehen von unserem zuckersüßen Taxifahrer, der nebenbei bemerkt exakt so aussah wie Mr. Miyagi und das auch ständig von Fahrgästen hörte). Dadurch kam das hundertprozentige Wohlfühlgefühl in mir einfach nicht auf. Ja, ich bin nunmal ein Sensibelchen.
Jeder empfindet eine Stadt, einen Ort oder ein Land anders. Auch die Art und Weise, wie man reist, hat einen großen Einfluss auf den Eindruck, den man von einem Reiseziel bekommt. Jemand, der monatelang mit einem Rucksack durch Malaysia reist, lernt Kuala Lumpur sicherlich völlig anders kennen als jemand, der lediglich ein paar Tage in einem schönen Resort verbringt (so wie wir also). Fakt ist aber, dass für mich Malaysia allgemein und Kuala Lumpur speziell auf dem letzten Platz unserer besuchten Südostasienziele rangieren. Mein Fazit lautet: Man kann sich Kuala Lumpur schon mal angucken, aber danach kann man sich länger und intensiver anderen Ecken Malaysias – oder vielleicht sogar noch lieber Südostasiens – widmen.
Seid Ihr schon mal in Kuala Lumpur gewesen? Und wenn ja, wie habt Ihr selbst die Stadt empfunden?