Tipps zum Fliegen mit Baby
Unser Baby hat kürzlich den zehnten Flug absolviert. Bei ihren Flügen war vom zehnminütigen Flug in der Propellermaschine bis zum zehnstündigen Langstreckenflug alles dabei. Unsere Tochter ist Economy wie auch Business Class geflogen, tagsüber wie auch nachts, bei ihrem ersten Flug war sie fünf Monate alt, beim zehnten neuneinhalb Monate. Ihr seht, es handelt sich um eine bunte Mischung. Pünktlich zum „Jubiläum“ habe ich für Euch ein paar Tipps zum Fliegen mit Baby zusammengefasst. Wie Ihr spätestens beim dritten und letzten Tipp erkennen werdet, bin ich bei diesem Thema leicht emotional. Außerdem plaudere ich aus unserem Reisenähkästchen und teile unsere persönlichen Erfahrungen zum Fliegen mit Baby.
1. Wählt beim Fliegen mit Baby den Zeitpunkt des Fluges mit Bedacht.
Je nach Charakter Eures Kindes kann entweder ein Tag- oder ein Nachtflug sinnvoll sein. Eigentlich immer ungünstig sind Abflugzeiten sehr früh morgens, weil das in der Regel bedeutet, dass man das Baby aus seinem Nachtschlaf reißen und für die Reise wickeln, umziehen, ins Auto setzen etc. muss. Ein Quengeltag ist da schon fast vorprogrammiert. Ob man sich für einen Tag- oder Nachtflug entscheiden sollte, ist tatsächlich von Kind zu Kind unterschiedlich. Die meisten Eltern schwören bei Langstreckenflügen auf Nachtflüge. Das kann eine gute Idee sein, wenn man ein Kind hat, das einen sehr festen Nachtrhythmus hat und sich von diesem auch kaum abbringen lässt.
Unsere Tochter ist so ein Kind. Sie braucht nachts nur eine einzige Konstante, und das ist die Nähe zu mir. Solange sie neben mir oder bei mir im Arm liegt, ist es ihr völlig egal, ob sie sich gerade im Flieger, in einem Hotelbett, bei Verwandten auf dem Ausziehsofa oder in unserem Bett zuhause befindet. Für manche mag es wie der Traum klingen, für wieder andere wie der blanke Horror: Unsere Tochter schläft, völlig egal wo sie ist, nachts ohne Rumtragen, Jammern oder Weinen, einfach so. Allerdings darf ich mich nicht lange und nicht weit entfernen. Unsere bisherigen Nachtflüge waren dementsprechend traumhaft. Zwar war es nicht übermäßig bequem für mich, bei unserem Economy-Class-Flug von Dubai zurück die ganze Nacht mit Kind im Arm dazusitzen, aber als Mutter gewöhnt man sich ja bekanntermaßen an solche Dinge. Sie hat sogar das Einsteigen in den Flieger und das Umsteigen in Bahrain verschlafen. Flugzeuge scheinen allgemein eine sehr einschläfernde Wirkung auf unsere Tochter zu haben, denn auch unsere Tagflüge hat sie bisher größtenteils verschlafen. Wenn man ein Kind hat, welches das eigene Bett und bestimmte Rituale wie sein Mobile zum Einschlafen braucht, oder das gerne stundenlang auf und ab getragen wird, kann vielleicht doch eher der Tagflug die angenehmere Lösung sein.
Bei Kurz- und Mittelstrecken bieten sich meiner Meinung nach Flüge mitten am Tag immer besser an, da die Flugzeit ja kurz ist, und es hier relativ unsinnig wäre, diese mit den Schlafenszeiten kollidieren zu lassen. Bei größeren Babys mit Bewegungsdrang kann es auch sinnvoll sein, einen Langstreckenflug in zwei Flüge zu unterteilen. Während des Zwischenstopps können sich die Kleinen dann austoben, und sie sind nicht zehn Stunden im Flugzeug gefangen.
2. Sorgt für ausreichend Unterhaltung an Bord.
Für unsere Flüge packe ich immer Spielsachen ein, von denen ich weiß, dass unsere Tochter sie über alles liebt, und für den Fall der Fälle auch ein, zwei neue Sachen, weil neue Spielsachen ja prinzipiell erst einmal spannend sind. Außerdem zweckentfremde ich auf langen Autofahrten regelmäßig Alltagsgegenstände, mit denen unsere Tochter sonst meistens nicht spielen darf, zu Spielzeug, was im Flugzeug sicherlich genauso klappt. Sehr hoch im Kurs stehen Plastikflaschen und Handyhüllen. Auf unserem letzten Flug hat das Bordmagazin unsere Kleine außerdem für lange Zeit zufrieden gestellt. Die meisten Airlines schenken ihren kleinen Gästen ein kleines Set zum Spielen. Die Sachen sind zwar meistens für größere Kinder, aber sie sind in der Regel in wunderbar knisterndem Plastik verpackt und schön bunt, was bei Babys meistens für Begeisterung sorgt.
Falls es Euer Baby nicht mehr auf dem Sitz hält, kann man sich vorne und hinten in der Nähe der Toiletten auch meistens ganz gut mit Kind auf dem Arm aufhalten. Ich weiß, dass dieser Ort nicht ideal ist, aber man hat im Flugzeug nunmal keine große Auswahl. Außerdem sind dort in der Regel die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, die eigentlich immer gerne etwas Gaudi mit den kleinsten Gästen machen. Für unsere Tochter hatte ich außerdem immer die Trage oder das Tragetuch im Handgepäck. Kindern, die gerne getragen werden, kann das auch im Flugzeug helfen, um abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.
3. Setzt Euch in den Flieger und freut Euch auf die Reise mit Eurem Baby. Ihr seid um Himmels Willen niemandem Rechenschaft schuldig und habt dasselbe Recht befördert zu werden wie jeder andere auch.
Eltern machen sich unendlich viele Gedanken um die ersten Flüge ihrer Kinder. Dabei machen sie sich natürlich Gedanken darüber, wie ihr Baby mit dem Druckausgleich, den Geräuschen, der neuen Situation klarkommt. Aber viele Ängste drehen sich auch darum, ob das Kind schreien und quengeln und die anderen Passagiere nerven wird. Das ging uns nicht anders. Unsere Flüge verliefen bisher sehr gut, und ich gehe an das Thema Fliegen mittlerweile auch mit einer großen Portion Gelassenheit heran.
Ich gehöre bestimmt nicht zu den Müttern, die denken, dass ihr Baby eine spezielle Schneeflocke ist, das einfach von jedem ausschließlich niedlich gefunden wird und dessen Geräusche so putzig sind, dass sie niemandem auf den Geist gehen. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Praktisch niemand liebt wildfremde Babys, schon gar nicht wenn sie meckern oder weinen.
Aber ein bisschen sauer stößt es mir schon auf, dass man als Mutter oder Vater mit Kleinkind im Flieger scheinbar automatisch zur Persona non grata degradiert wird. Man findet online unzählige Artikel, besorgte Fragen und Tipps zum Fliegen mit Baby, und in allen geht es vorrangig darum, wie man das Kind ruhigstellen kann, um andere Passagiere nicht zu stören, oder wie man die Mitreisenden vorab schon besänftigen oder für sich gewinnen kann. Hier liest man davon, dass man zum Beispiel vorab Süßigkeiten an andere Passagiere zur Besänftigung verteilen könnte, Ohrstöpsel für alle Umsitzenden bereithalten sollte, das Baby möglichst niedlich anziehen sollte und dass sich gegebenenfalls Damen mittleren Alters toll als Verbündete eignen. Manche gehen sogar noch weiter und vertreten vehement die Ansicht, dass Babys nicht in Flugzeuge gehören. Nicht etwa, weil es für das Kind zu belastend sein könnte – hierüber könnte man ja noch diskutieren. Sondern aus dem Grund, weil schreiende Babys (und Babys schreien nach Meinung der breiten Öffentlichkeit ja im Grunde sowieso nur) einfach die anderen Fluggäste in ihrer wohlverdienten Ruhe stören. Auch die Diskussion, ob Kleinkinder in der Business Class verboten werden sollten, ist sehr beliebt. Das Baby und die Eltern – die ja auch das Recht auf einen angenehmen Flug haben – scheinen hierbei völlig in den Hintergrund zu rücken. Natürlich ist es jedem lieber, wenn das Kind entspannt im Flieger schläft – allen voran den Eltern und dem Kind selbst.
So sehr ich auch gesucht habe, ich habe keine Artikel und besorgten Foreneinträge mit Titeln wie „Tipps zum Fliegen mit Kumpel, der im Flieger gerne mal einen über den Durst trinkt“, „Hilfe, meine Ehefrau legt im Flugzeug ihre Füße auf die Armlehne oder Kopfstütze des Vordersitzes“, oder „Kann ich mit einem Partner, der am Vortag viel Knoblauch gegessen hat, fliegen?“ gefunden. Dabei sind solche Sitznachbarn für mich deutlich unangenehmer als ein quengelndes Kleinkind. Die Tatsache, dass aus fliegenden Babys ein solches Drama gemacht wird, stört mich wie Ihr sicherlich merkt sehr. Wer es vorzieht, gänzlich ungestört zu verreisen, der muss eben sparen, bis der Privatjet oder ein Separee in der ersten Klasse bezahlbar werden.
Was ich in meinen bisher fast zehn Monaten als Mama gelernt habe, ist, dass sich Nervosität eigentlich immer auf die Kleinen überträgt. Wenn man also schon in ein Flugzeug steigt, voller Angst und Sorge, dass das Kind unangenehm auffallen könnte, dann wird es das höchstwahrscheinlich auch tun. Auch wenn das meistens leichter gesagt ist, als getan: Entspannt Euch und freut Euch, dass Ihr gemeinsam verreist. Ihr und Euer Baby habt denselben Anspruch wie jeder andere Fluggast darauf, im Flieger zu sitzen. So gehe ich an das Thema Fliegen mittlerweile ganz gelassen heran. Ob und wohin unser Baby mit uns fliegt, und ob wir uns dabei in der Economy oder Business Class niederlassen, ist ganz allein unsere Sache.
Unsere Mitreisenden hatten bisher Glück: Unsere Tochter hat bei keinem unserer bisherigen Flüge einen Laut von sich gegeben, abgesehen von gelegentlichem Kichern und Lachen. Alle Flüge hat sie größtenteils verschlafen, manche sogar ganz. Das macht uns das Fliegen mit ihr natürlich bisher sehr einfach und angenehm. Trotz allem Optimismus bin ich mir relativ sicher, dass auch in Zukunft mal ein Flug dabei sein wird, in dem unsere Tochter die Störquellen für andere Passagiere darstellen wird. Sicherlich wird es mir dann auch unangenehm sein, aber ich werde mich nicht übermäßig schuldig den anderen Fluggästen gegenüber fühlen, und keinem der Umsitzenden – wie es tatsächlich in einem Forum empfohlen wurde – als Wiedergutmachung für mein lautes Kind ein alkoholisches Getränk oder einen Snack ausgeben.
Liebe Janina,
Ich lese schon länger deinen Blog und liebe ihn über alles! Ich finde es toll, dass du den Blog an deine Lebensumstände anpasst und jetzt auch viel über deine Tochter berichtest und Tipps gibst. Diese Tipps werden für mich bestimmt auch einmal hilfreich sein, wenn ich irgendwann Kinder habe.
Bei Punkt drei kann ich dir 100%ig zustimmen. Ich finde es schrecklich, wenn Babys immer nur als Störfaktor angesehen werden. Als wären sie Monster, denen man am liebsten nie begegnen möchte… Insofern – lasse dich auch weiterhin nicht von nörgelnden Menschen aus der Ruhe bringen. Und ich hoffe, dass ich das auch irgendwann nicht machen werde 😁
Liebe Grüße,
Ursula
Liebe Ursula,
vielen lieben Dank für diese netten Worte. Kinder sind schon wirklich etwas tolles, und wie Du auch bin ich der Meinung, sie haben es nicht verdient, als Störfaktor gesehen zu werden. Schließlich waren wir alle mal so klein.
Viele liebe Grüße,
Janina